Hilferuf der Sportvereine

Wir fordern mittels Petition eine finanzielle und bürokratische Entlastung der Vereine.

Für uns und unsere Vereine ist hinsichtlich der stark zunehmenden und immer strikteren Regulierungen eine Schmerzgrenze überschritten. Viele der zuletzt getroffenen Maßnahmen und Bestimmungen führen zu einem schleichenden Tod des ehrenamtlichen Sports. Am 14. Dezember 2015 wandten wir uns deshalb mit nachfolgender Petition an die Entscheidungsträger in Bund, Land, Gemeinden und Behörden, um eine finanzielle und bürokratische Entlastung der Vereine zu fordern.

Die Petition im kompletten Wortlaut:

HILFERUF DER SPORTVEREINE

Seit Jahrzehnten erbringt Österreichs Sport wertvolle Leistungen für die Allgemeinheit. Der Sport ist ein unverzichtbares Werkzeug für die Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen wie Bewegungsmangel, Volksgesundheit, Integration oder Diskriminierung.

Speziell am Land kommt den Sportvereinen zudem eine elementare Bedeutung für ein aktives Dorfleben zu. Der Sportplatz dient seit jeher als gesellschaftlicher Treffpunkt zum gegenseitigen Austausch. Von Vereinen veranstaltete Feste sind zudem ein wesentlicher Bestandteil des sozialen Dorflebens, insbesondere im Sommer. Ohne diese Feste stirbt auch das Landleben. Die Einnahmen aus diesen Festen – die mit unbezahlten, freiwilligen Ehrenamtlichen durchgeführt werden – sind eine unverzichtbare Einnahmequelle für die gemeinnützig arbeitenden Vereine.

Die immer strikteren Vorschriften der Politik und Behörden, immer mehr Reglementierungen und Einschränkungen sowie die daraus resultierenden Anzeigen sorgen jedoch dafür, dass viele Feste abgesagt werden bzw. generell immer weniger Feste stattfinden. Das stellt eine ernsthafte Gefahr für das soziale dörfliche Leben dar und gefährdet die Vereine massiv in ihrer Existenz.

Jede neue Regelung durch Gesetze, Verordnungen und Richtlinien bringt zudem weiteren administrativen Ballast für die Funktionäre. Ehrenamtlichen fällt es immer schwerer im Dickicht der stark zunehmenden Regulierungen und bürokratischen Anforderungen den Überblick zu bewahren.

Ihnen bleibt somit immer weniger Zeit sich dem eigentlichen Sportbetrieb, den Sportlern, Kindern und Jugendlichen zu widmen – und damit eben jenen unverzichtbaren sozialen und gesundheitlichen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten.

Diese negativen Entwicklungen führen auch dazu, dass heute für viele Vereine neue engagierte und kompetente Funktionäre, insbesondere in Leitungsfunktionen, nur mehr sehr schwer - und manchmal überhaupt nicht - zu finden sind. Österreichweit haben in den letzten fünf Jahren allein deshalb mehrere hundert Vereine ihren Spielbetrieb eingestellt.

Auch wir begrüßen den Kampf gegen Steuerbetrug, durch den die schwarzen Schafe gefunden und zur Rechenschaft gezogen werden können. Dieser Kampf darf aber nicht am Rücken der unzähligen ehrlichen und engagierten Vereine ausgetragen werden, sondern sollte fair sein und die besonderen Bedürfnisse der gemeinnützigen Sportvereine berücksichtigen.

Aus diesem Grund appellieren wir an die Bundesregierung, die Landesregierung sowie die zuständigen Behörden, im Interesse der Vereine, und somit auch im Interesse der Allgemeinheit, befriedigende Lösungen zu finden. Wir richten daher nachfolgende Forderungen an

Bundeskanzler Werner Faymann,
Finanzminister Dr. Hans Jörg Schelling,
Sportminister Mag. Gerald Klug,
Wirtschaftsminister Dr. Reinhold Mitterlehner,
Sozialminister Rudolf Hundstorfer,
Innenministerin Mag. Johanna Mikl-Leitner,
die jeweiligen Landeshauptleute
sowie die Entscheidungsträger in Gemeinden, Ämtern und Behörden:

Auswirkungen von Regulierungen auf Vereine im Vorfeld prüfen.
Sämtliche Regulierungen sollen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf gemeinnützige Vereine geprüft und praktikable Lösungen, ohne umfassenden Mehraufwand, angestrebt werden. In einschlägigen Gesetzen, Erlässen, Verordnungen und Regelungen sollten einfache und für Nichtjuristen leicht verständliche Formulierungen gewählt werden und die jeweils festgehaltenen Betrags- bzw. Zeitgrenzen vereinheitlicht werden. Für ein und dasselbe Anliegen eines Vereins sollten in den unterschiedlichen Rechtsmaterien auch einheitliche Voraussetzungen gelten. Die Rechtsmaterie wäre so für ehrenamtliche Funktionäre leichter zu verstehen und die Vereine wären administrativ deutlich entlastet.

Ein Ende der pauschalen Vorabkriminalisierung Ehrenamtlicher.
Die derzeitige Vorschriftslage sorgt dafür, dass ehrenamtlich engagierte Menschen unter den Generalverdacht illegaler Tätigkeiten gestellt werden und erst durch erheblichen administrativen Mehraufwand das Gegenteil beweisen müssen. Etwa bei der Belegpflicht zum Fördernachweis, die bei Vereinen strenger gehandhabt wird, als im „normalen“ Wirtschaftsleben. Dadurch verlieren viele Menschen die Lust sich ehrenamtlich in einem Verein zu engagieren und Verantwortung für unsere Gesellschaft zu übernehmen.

Eine Aufweichung der 48-Stunden-Regelung bei Vereinsfesten.
Diese Grenze sollte auf zumindest 96 Stunden erhöht werden, damit Vereinen auch Veranstaltungen über ein volles Wochenende oder das Abhalten eines weiteren Fests möglich sind.

Anhebung der Umsatzgrenze für die Registrierkassenpflicht.
Vereine, deren jährliche Bareinnahmen – dazu zählen auch Zahlungen mit Kredit- und Bankomatkarten, Bons und Gutscheine – im Rahmen sogenannter entbehrlicher (bspw. Verkaufsstand) oder begünstigungsschädlicher Betriebe (bspw. Kantine, Zeltfest) 7.500 Euro überschreiten, unterliegen nach dem ab 2016 gültigen Rechtsstand der Registrierkassenpflicht. Ein kleiner Verein, mit 20-25 Heimspielen im Jahr, könnte damit etwa pro Spiel lediglich Speisen und Getränke bis zu einem Umsatz von ca. 300 Euro verkaufen, um von der Registrierkassenpflicht ausgenommen zu sein. Gerade für kleinere Vereine und ihre ehrenamtlichen Helfer stellen Anschaffungskosten sowie regelmäßige Wartungs- und Schulungsmaßnahmen aber eine große administrative und finanzielle Mehrbelastung dar. Wir fordern daher eine deutliche Anhebung dieser Umsatzgrenze.

Befreiung von der Registrierkassenpflicht, wenn der Ausschank an weniger als fünf Tagen pro Monat erfolgt.
Die meisten Vereine haben lediglich alle 14 Tage ein Heimspiel, bei dem sie Speisen und Getränke verkaufen können. Insbesondere für sie, ist die Anschaffung von Registrierkassen ein großer administrativer und finanzieller Mehraufwand. Zumal auch das oftmals wechselnde ehrenamtliche Personal erst jeweils eingeschult werden muss. Vereine mit mehreren Verkaufsstellen müssten andernfalls gleich mehrere Registrierkassen anschaffen.

Umsatzabhängige und praktikable Lösung für den Bauchladenverkauf.
Gerade bei Sportveranstaltungen ist es üblich, dass Zuschauer Snacks und Getränke auch von ihrem jeweiligen Sitzplatz aus kaufen können. Jeder dieser Bauchladenverkäufer muss gemäß den neuen Regelungen jeden noch so kleinen Umsatz direkt vor Ort bonieren und am Ende des Tages elektronisch nacherfassen. Das mag zwar technisch lösbar sein, stellt aber gerade für gemeinnützige Vereine mit geringem Zuschaueraufkommen und ihre ehrenamtlichen Helfer einen erheblichen administrativen und finanziellen Mehraufwand dar. Zumal die allermeisten Vereine lediglich an wenigen Tagen im Jahr Umsätze generieren. Wir fordern daher umsatzabhängige und praktikable Lösungen für den Bauchladenverkauf, die insbesondere die Bedürfnisse der gemeinnützigen Amateurvereine berücksichtigen.

Ganz besonders ersuchen wir die Bürgermeister, Vizebürgermeister und Gemeinderäte um Unterstützung unserer Forderungen. Denn gerade diese lokalen Politiker haben die direkte Verbindung zur Bevölkerung und zu ihren Sportvereinen. Sie wissen daher aus erster Hand, welch negative Auswirkungen die Einstellung des Vereinsbetriebs und von Vereinsfesten für ihre Gemeinde hat. Umso wichtiger ist es, dass sie diesem dringenden Anliegen ihrer Sportvereine in ihrer politischen Arbeit und in ihren Parteigremien Nachdruck verleihen.


Mit der Hoffnung auf ihre Unterstützung schließen wir mit sportlichen Grüßen

Ing. Robert Zsifkovits
Präsident des ASVÖ Burgenland

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