365 Tage Corona - und kein Ende in Sicht.

Der Präsident des Burgenländischen Fussballverband KR Gerhard Milletich veröffentlichte im Magazin "schau" Heft 3/2021 seine Kritik zum Umgang mit der Coronakrise. Im Fokus stehen die anhaltenden Sportverbote für Kinder und Jugendliche.

365 Tage Corona - und leider noch immer kein Ende in Sicht. Freilich, eine Pandemie dieses Ausmaßes gab es zu unserer Lebzeit bislang nicht. Daher konnten die politisch Verantwortlichen anfangs auch auf großes Verständnis in der Bevölkerung zählen, wenn es um die Herausforderungen und Nöte bei der Bekämpfung eines unsichtbaren, aber mitunter tödlichen Feindes ging.

Doch mittlerweile hat sich die Zustimmung längst gedreht und die Kritik am Krisenmanagement der Bundesregierung wächst. Kurz gesagt: die Volksseele kocht. Haben zu Beginn der Corona-krise breite Teile der Bevölkerung alle Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 brav und diszilpliniert mitgetragen, so dominieren heute verzweifeltes Unverständnis und mitunter blanker Zorn über ein Maßnahmen- und Aktionswirrwarr sondergleichen.

Es scheint, als blicke man in Chaos, wohin man auch schaut. Ein Beispiel: der Schutz der Älteren stand seit Beginn der Pandemie ganz oben auf der Agendda. Das ist gut und richtig. Allerdings hat man dabei vollkommen auf die Kinder und Jugendlichen vergessen. Bereits seit fast einem Jahr ist etwa der Vereinssport untersagt. So wurde ein wichtiger Sozialisierungs- und Integrationsbereich komplett abgewürgt. Trotz aller getroffenen Sicherheitsmaßnahmen und vorhandenen COVID-19-Konzepte auf höchstem Niveau.

Kinder und Jugendliche dürfen nicht trainieren. In der Schule sitzen sie aber den ganzen Vormittag lang zusammen im geschlossenen Klassenraum. Das passst doch nicht. Was macht der zuständige Sportminister? Gar nichts. Ich weiß nicht, ob es ihm egal ist oder ihm ganz einfach der fachliche Hintergrund fehlt. Wenn er jemals gesehen hätte, wie begeistert Kinder und die Jugendlichen Trainingsangebote nutzen, dann wüsste er, was sie seit beinahe einem Jahr vermissen.

Wenn es unter professionellen Bedingungen nicht gestattet ist zu trainieren, dann finden diese Aktivitäten im ungeschützen privaten Bereich statt. Was das für die Infektionszahlen bedeutet, kann man sich ausmalen. Gerald MARTENS, Präsident des Basketballverbands, hat die prekäre lage in einer Standard-Geschichte auf den Punkt gebracht: "Die Kinder degenerieren."

Das kann ich nur unterstreichen und appeliere daher an den Sportminister und die anderen poitischen Verantwortlichen, endlich aufzuwachen. Sie lassen hier eine Generation Corona heranwachsen, die zur körperlichen Untätigkeit verdammt ist. Die Folgeschäden für das Gesundheitssystem möchte ich mir gar nicht ausmalen. Wann kommen Sie endlich in Bewegung und hören auf die Appelle der österreichischen Sportvereine, Trainings wieder zuzulassen? Es ist fünf nach zwölf!

 

Der Artikel erschien im Original in "schau" Heft 3/2021 und kann hier oder unter schauclub.at nachgelesen werden.

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