„Der finanzielle Schaden wäre lebensbedrohlich“ - Die große Corona-Watsche

Zu Beginn der Corona-Krise wurden von Veranstaltern und Verantwortungsträgern in Sportvereinen schnell Begriffe wie „Pleite“ oder „Zahlungsunfähigkeit“ in den Mund genommen. Jetzt, Monate nach Beginn der Pandemie und unzähligen politischen Maßnahmen, kann man erste Auswirkungen sehen.

Seit Jahrzehnten ist er ein Fixpunkt und eines der größten Events im Burgenland: Der Austria Triathlon in Podersdorf. Auch heuer soll er stattfinden. Im September, so ist zumindest die jetzige Lage, sind Veranstaltungen in dieser Größenordnung wieder erlaubt. Deswegen blickt die Sportwelt gespannt nach Podersdorf, könnte der Triathlon doch ein Präzedenzfall für folgende Veranstaltungen sein. „Ich möchte mir schon sparen, negativ in die Medien zu kommen“, sagt Daniel Döller, Veranstalter des Triathlons. „Aber Podersdorf ist Open Air, es ist windig und wir arbeiten ganz eng mit den Behörden zusammen, dass das alles reibungslos über die Bühne geht. Deswegen spüre ich da keinen Druck oder Nervosität.“

2250 Teilnehmer aus dem In- und Ausland sind auf der Startliste, laut Döller wollen heuer sogar mehr Athleten antreten als sonst. „Die Sportler sind wahnsinnig heiß aufs Event. Die wollen alle zu uns.“ Die Durchführung in Corona-Zeiten ist bei solchen Events mit einem großen Risiko verbunden. Die Ausgaben werden im Vorfeld getätigt, sollte es eine von oben angeordnete Absage geben, würden die Sponsoren abspringen. „Der finanzielle Schaden wäre lebensbedrohlich. Wir hätten keine Einnahmen, den Athleten müssten wir das Startgeld zurückgeben. Wir würden auf jeden Fall 120.000 Euro verlieren.“ An eine Absage denkt Döller aber nicht: „Das ginge weit über den finanziellen Aspekt hinaus, wenn der Triathlon nicht stattfindet. Wir haben schon Stürme gehabt, wo du geglaubt hast, ganz Podersdorf geht unter und wir haben trotzdem nicht abgesagt.“

Wer ein Crossfit-Studio gründet und es "Die Sportstätte" nennt, ist ambitioniert. So soll nämlich das Projekt heißen, an dem Markus Steiner gerade arbeitet. Steiner ist Headcoach von Crossover Pannonia, einem Verein für Crossfit und Gewichtheben, sowie dem Kraftdreikampf-Klub East End Barbell Powerlifting.Nun will er in Frauenkirchen ein In- und Outdoortrainingsareal mit über 800 Quadratmetern für seine Kunden schaffen. Alles wäre perfekt gewesen, die Eröffnung hätte im Frühjahr stattfinden sollen, aber dann kam Corona. "Wir haben den Kredit kurz vor der Epidemie ausgehandelt und die Planung finalisiert. Da hat es für uns dann keine Möglichkeit mehr gegeben, das zu stoppen", sagt Steiner. Die bestehende Anlage, die nur einen Innenbereich hat, musste schließen, daher flossen zumindest im April keine Mitgliedsbeiträge. Danach wurde den Vereinsmitgliedern die Option zur Zahlung angeboten. Laut Steiner war es nur ein kleiner Prozentsatz, der nicht gezahlt hat. „Da hatten wir Glück mit dieser coolen Community. Für uns und die Mitglieder war die Vision der 'Sportstätte' einfach zu groß, um sie fallen zu lassen“, ist der Headcoach trotz Corona-Hindernis vom Erfolg des Projekts überzeugt. Diese Mitgliedertreue kommt nicht von allein, trotz der schwierigen Situation sind für CrossOver Pannonia die Sportler immer zuerst gekommen. „Wir haben Onlinekurse veranstaltet, Trainingsvideos erstellt und noch vor Aubsruch der Pandemie Trainingsgeräte ausgegeben. Mehr als ein Drittel unserer Mitglieder haben welche daheim gehabt – alles gratis. Wenn sich jemand jetzt das Training nicht leisten kann, wollen wir da keine Steine in den Weg legen“, so Steiner.

Eigentlich sollte die „Sportstätte“ schon im Juni öffnen. „Das tut schon weh, so im Verzug zu sein. Jetzt müssen wir die Mitglieder mit Angeboten aktivieren, wir hoffen, dass wir nicht zu viele verlieren. Auch der Eröffnungstermin ist noch nicht fix, spätestens Mitte August sollte aber trainiert werden können. Hoffentlich mit vielen motivierten Sportlern“, sagt Steiner optimistisch.

In den letzten Monaten war an Radsport-Veranstaltungen maximal in schönen Erinnerungen zu denken. Zwei Highlights im Burgenland waren bereits Geschichte, bevor sie Mitte Juni überhaupt stattfinden konnten. Zuerst hätte sich die österreichische Elite am 19. Juni in Lutzmannsburg zum Einzelzeitfahren getroffen, zwei Tage später wäre es zum Straßenrennen in Mattersburg gekommen. Zumindest wurde in diesen beiden Fällen scheinbar eine mehr oder weniger zufriedenstellende Lösung gefunden. „Wir und der österreichische Radverband arbeiten momentan rund um die Uhr daran, das Rennen in Lutzmannsburg am 22. August durchzuführen. Allerdings nur mit der Elite und der U23“, so Edmund Berlakovich, Präsident des Landesratsportverbands Burgenland über die nötigen Abstriche im Amateurbereich.

Aber eine Veranstaltung dieser Größenordnung braucht während einer Pandemie ein etwas anderes Sicherheitskonzept. „Die Gemeinden freuen sich natürlich, aber wir, der ÖRV und das Gesundheitsministerium sind jetzt schon im regen Austausch darüber, wie wir das über die Bühne bringen können. Was die Zuschauer betrifft, hätten wir sowieso keine Einnahmen. Wir müssen nur darauf achten, dass das zu der Zeit von der Bundesregierung vorgegebene Sicherheitskonzept eingehalten wird.“

Auch das Rennen in Mattersburg wird tags darauf stattfinden. „Da bleiben uns gar keine anderen Termine zur Auswahl, eine Woche später soll bereits die Tour de France starten“, so Berlakovich über den trotz Corona-Krise vollgepackten Radkalender. Generell wolle der Weltradverband UCI alle Großveranstaltungen in diesem Jahr durchbringen.

Zumindest finanziell bringe die Verschiebung den burgenländischen Radverband nicht in Schwierigkeiten. „Förderungen und Sponsoring sind bereits beschlossen und zugesagt. Wir sind im Prinzip schon seit Anfang des Jahres startklar und warten nur noch auf die offizielle Genehmigung der Landesregierung und des Gesundheitsministeriums“, sagt Berlakovich. Sollte sich die Corona-Krise also weiterhin positiv entwickeln, können sich die burgenländischen Radsportfans möglicherweise doch noch auf ihre Highlights freuen.

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