Die „Crowd“ als Großsponsor

Crowdfunding-Projekte werden immer beliebter – auch im Sport. Zwei erfolgreiche burgenländische Beispiele erzählen, wie Sportler und Vereine von diesem Finanzierungsmodell profitieren können.

Eine alte Fußball-Weisheit besagt bekanntlich, dass Geld keine Tore schießt. Sieht man sich die Meister sämtlicher Top-Ligen der vergangenen Jahre an, ist jedoch klar zu erkennen, dass dieses Sprichwort schon lange nicht mehr der Realität entspricht. Auch in den anderen Sportarten bedeutet größere finanzielle Unterstützung zumeist größere sportliche Chancen. Bessere Ausrüstung, professionellere Trainingsbedingungen, Fahrten zu Wettkämpfen – all das kostet einiges an Geld.

Doch gerade Randsportarten kämpfen bei der Suche nach Sponsoren, die ihnen ideale Bedingungen ermöglichen könnten. Kreativität ist also bei den Sportlern und Funktionären gefragt. Eine immer beliebter werdende kreative Finanzierungsmöglichkeit ist Crowdfunding. Eine kurze Einführung in das Modell: Sportler und Vereine können auf verschiedensten Online-Plattformen ihr „Projekt“ vorstellen und erklären, für was das aufgerufene Geld benötigt wird. Anschließend gibt es eine gewisse Zeitspanne, in der Interessierte für das Projekt spenden können. Im Idealfall ist nach Ende der Zeitspanne zumindest der Zielbetrag erreicht, und der Initiator des Projekts kann seinen sportlichen Traum erfüllen. Die bekannteste Plattform für Sport in Österreich ist dabei „I believe in you“. Die Website ist in heimischen Gefilden wahrlich keine Randnotiz mehr, laut eigenen Angaben sind durch Crowdfunding bereits mehr als 1,3 Millionen Euro in den Sport geflossen. Über 300 Sportler und Vereine haben davon profitiert. Auch aus dem Burgenland gibt es erfolgreiche Beispiele für Crowdfunding-Projekte.

Eines davon ist Christian Scheiber. Der Tischtennisspieler hofft auf eine Paralympics-Teilnahme 2020 in Tokio und hat dafür in zwei Runden 5.770 Euro eingesammelt. Sein Projekt: ein Liegedreirad zur Verbesserung der Ausdauer. „Mich hat damals ein Bekannter auf diese Möglichkeit angesprochen. Dann haben wir uns überlegt, in welcher Form wir dieses Crowdfunding nützen können“, erzählt der 35-Jährige, der seit seiner Geburt an einer Dysmelie an beiden Armen leidet.

Der Basketballklub Mattersburg Rocks machte ebenfalls positive Erfahrungen mit Crowdfunding. Um das Damenteam in neuen Dressen erstrahlen zu lassen, sammelte man erfolgreich über 1.800 Euro. „Normalerweise nimmt man dafür Sponsoren, in Internet-Recherchen ist uns dann aber Crowdfunding aufgefallen und wir wollten es mal ausprobieren“, erinnert sich Initiator Andreas Gschiel. Doch wie macht man potenzielle Spender auf das Projekt aufmerksam? „Wir haben eine sehr gute Basis auf Facebook, da haben wir sehr viele Zugriffe pro Woche“, können die Rocks auf viele Fans zurückgreifen. Dementsprechend optimistisch war Gschiel von Beginn an, dass das Ziel erreicht werden kann: „Wir sind ein familiär geführter Verein und das ist die Möglichkeit, dass jemand 50 Euro oder vielleicht sogar 100, 200 Euro gibt. Speziell beim Nachwuchs oder den Damen ist es ja nichts Alltägliches, was jeder schon mal gefördert hat. Die Mädels sind natürlich auch fleißig zu Freunden und Bekannten gerannt. Daher war es auch für Leute eine gute Möglichkeit, die nicht zu den Matches kommen, uns zu unterstützen.“

Während für die Herrenmannschaft, die aktuell in der 2. Bundesliga aktiv ist, derartige Projekte nicht unbedingt angedacht sind, könnte es grundsätzlich durchaus zu einer Wiederholung kommen. „Momentan ist nichts in Planung. Aber speziell im Nachwuchs und bei den Damen ist es leicht, bei Verwandtschaft und Freunden kleine Beträge, die sich dann zu einem schönen Betrag summieren, zusammenzubringen“, so Gschiel. Tischtennisspieler Scheiber hat zwar seine Crowdfunding-Projekte erfolgreich gestaltet, um eine Teilnahme bei den kommenden Paralympics muss er allerdings noch zittern: „Sollte es 2020 nicht nicht gelingen, dann eben 2024.“ Vielleicht darf er sich auch dann wieder über großzügige Spender freuen, die ihm bei der Verwirklichung seines Traums helfen wollen.

Dieser Artikel erschien in Folge 124 von SPORTaktiv.

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