Sport Austria Präsident Hans Niessl - Foto: Sport Austria
Sport Austria Pressekonferenz 29.4.2020 - Foto: Sport Austria
Sport Austria Pressekonferenz 29.4.2020 - Foto: Sport Austria

Österreichs Sport in der Corona-Krise: Zwischenbilanz und Ausblick

Sport Austria/BSO-Präsident Hans Niessl hat Mittwoch, 29.4.2020 mittags in das APA-Pressezentrum zu einem Pressegespräch zum Thema „Österreichs Sport in der Corona-Krise: Zwischenbilanz und Ausblick“ geladen. Für den ASVÖ hat Vizepräsident Univ. Prof. Dr. Paul Haber in Vertretung von Präsident Robatscher teilgenommen. Die weiteren Gesprächsgäste waren Michael Eschlböck (Sport Austria-Vizepräsident Leistungs- u. Spitzensport), Hermann Krist (Präsident ASKÖ) und Peter McDonald (Präsident Sportunion).

Sport Austria (Bundes-Sportorganisation) hat mit seinen Dach- und Fachverbänden viel Know-How in die Erarbeitung eines Hilfspakets für die 15.000 österreichischen Sportvereine investiert. Dass Entschädigungszahlungen an den Sport fließen werden, hat Sportminister Werner Kogler nach mehreren konstruktiven Gesprächen mit dem organisierten Sport auch mehrmals bestätigt. Da aber noch keine geflossen sind, wird die Situation vieler Sportvereine immer prekärer.

Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Die Soforthilfe von mindestens 100 Millionen Euro ist inzwischen überfällig! Vielen Vereinen gehen die liquiden Mittel aus... Wir haben konstruktive Gespräche mit dem Sportministerium geführt, haben unser Know-How eingebracht, Kriterien entwickelt und sind dabei auch auf großes Verständnis gestoßen. Das war alles okay, jetzt ist aber keine Zeit mehr zu verlieren. Wir müssen endlich in die Umsetzung kommen! Derzeit scheitert diese an bürokratischen Fragen der Abwicklung. Das Ministerium strebt einen gemeinsamen Topf für alle gemeinnützigen Organisationen an. Diesen zu kreieren, ist aber aufgrund der Unterschiedlichkeit der Organisationen ein sehr schwieriges, zeitraubendes Unterfangen. Und Zeit haben wir keine mehr! Deshalb plädieren wir nach wie vor für einen eigenen Hilfstopf für den organisierten Sport, der beispielsweise über die Bundes-Sport GmbH unbürokratisch, transparent, vom Rechnungshof prüfbar und vor allem sofort abgewickelt werden kann.“


Info an zwei Millionen Sportvereinsmitglieder

Die weitere Vorgehensweise von Sport Austria beschreibt Niessl folgendermaßen: „Natürlich werden wir weiterhin mit dem Sportministerium unsere guten Gespräche fortsetzen und nach einer raschen Lösung suchen. Davon abgesehen, ist es aufgrund der historisch schwierigen Situation, in der sich unser Spitzen- und Breitensport wegen der Corona-Krise befindet, unsere Verantwortung, dass wir in spätestens zwei Wochen die zwei Millionen Mitglieder der 15.000 Sportvereine über einen offenen Brief über den genauen Stand der Dinge informieren: Entweder, und davon gehe ich aus, danken wir dann auch auf diesem Weg der Regierung und berichten den Mitgliedern, dass ihre schuldlos in Schwierigkeiten gelangten Vereine Hilfsgelder erhalten werden, oder aber wir müssen sie darüber informieren, woran es noch immer scheitert und welch gewaltige Folgen das für die österreichische Sportstruktur und damit auch für das österreichische Gesundheitssystem haben könnte.“

Als Sofortmaßnahme sei jedenfalls das „Kraftpaket" über mindestens 100 Millionen Euro überfällig. Danach sollten weitere Unterstützungsgelder fließen, wenn der tatsächliche Schaden bekannt ist. Wichtig ist jedenfalls, dass der Sport einen EIGENEN HILFSTOPF erhält. Bei Entschädigungsmodellen ist der Sport Austria-Ansatz folgender: Entweder Ersatz des Einnahmenausfalls unter Berücksichtigung von ersparten Ausgaben oder Ersatz der Fixkosten und/oder projektbezogenen Kosten (z.B. Veranstaltungen), die wegen entfallender Einnahmen nicht mehr gedeckt werden können.

Warum ist finanzielle Unterstützung durch den Staat für den organisierten Sport so wichtig?

Österreichs Sport musste wegen der Corona-Krise auf 0 heruntergefahren werden und hatte keine Möglichkeit, Umsätze zu machen. Umsatz aus geplanten Veranstaltungen ist aber fixer Bestandteil des Gesamtbudgets der 15.000 österreichischen Sportvereine. Dieser wird dann zum Beispiel in Nachwuchstrainings, Trainingslager, Sportequipment oder Sportplatzmieten investiert und kommt dadurch wieder Österreichs 2,1 Millionen Vereinsmitgliedern zugute. Da gemeinnützige Vereine abgabenrechtlich keine Gewinnerzielungsabsicht haben dürfen, können sie kein Eigenkapital aufbauen. Somit gibt es auch keine Rücklagenbildung und auch keine realistische Chance, einmal erlittene Verluste wieder aufzuholen. Vereine, die zum überwiegenden Teil ehrenamtlich organisiert sind, hätten dazu auch gar nicht die personellen Ressourcen.

Was konnte der organisierte Sport bislang erreichen:
• Das Hochfahren des Sports ist im Laufen, vom Spitzensport bis zum Breitensport (ab 1. Mai)
• Regelung für die Anwendung der PRAE (Pauschale Reiseaufwandsentschädigung) ohne Reisetätigkeit (befindet sich im parlamentarischen Prozess)
• Kurzarbeit auch für den gemeinnützigen Sport
• Zahlreiche spannende Umsetzungen von Online-Trainings unterschiedlicher Sportverbände bis hin zu einer täglichen Online-Bewegungseinheit
• Gemeinsame Umsetzung der Kampagne #bleibimVerein
• Dank auch an die Bundesländer für ihre bisherigen Unterstützungen

Noch offen:
• Finanzielle Entschädigung
• Mieterlass für Bundesschulen bzw. Sportflächen des Bundes


Typische Schäden, die während der Corona-Krise in Sportvereinen auftreten:
• Einnahmenentfall aus Veranstaltungen wie Laufveranstaltungen, Regatten, Turniere, Meisterschaftsbetrieb etc.
• Einnahmenentfall aus dem Kantinenbetrieb
• Einnahmenentfall von Mieten durch das Sportstätten-Betretungsverbot für Sportvereine, die Sportstätten betreiben. Fixkosten wie Kredite, Betriebskosten, Pacht und Personal laufen trotzdem weiter.
• Einnahmenentfall aus Sponsorgeldern. Dieses Problem wird auch noch lange nachwirken. Es ist noch unabsehbar, wie viele Sponsoren im Herbst oder 2021 Vereine noch unterstützen können.
• Einnahmenentfall aus TV-Rechten, Vermarktung etc.


Warum dem Sport geholfen werden muss:
• Jeder in Sport investierte Euro hat einen ROI von 1:4
• Ehrenamtliche haften persönlich für ihr Engagement für die Gesellschaft -> nun für eine von ihnen unverschuldete Krise
• 330.000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt durch den Sport betroffen
• 576.000 ehrenamtliche Tätige wollen/müssen wissen, wie es weitergeht
• In "Normalzeiten" löst Österreichs Sport direkt und indirekt (inkl. Wintertourismus) volkswirtschaftlich rund 18 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung aus
• In "Normalzeiten" sparen Sport und Bewegung in Österreich dem Staat jedes Jahr bis zu 530 Mio. Euro (0,2% des BIP) – dabei sind bereits durch Sport entstandene Unfallkosten berücksichtigt

 

 

 

Originalaussendung Sport Austria (Bundes-Sportorganisation)

Aufzeichnung Pressekonferenz in der ORF tvthek

 

 

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