Was bringt aber eine solche Investition dem Sport, was sind die volkswirtschaftlichen Effekte? Dazu präsentierte Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein (SportsEconAustria) im Rahmen eines Medientermins Daten und Fakten. Schauplatz war das topmoderne Hockey-Bundessportzentrum Ost, Heimstätte der SV Arminen und österreichischer Nationalteams. Ein Positivbeispiel für ähnliche Projekte.
Die Kernaussagen der neuesten SportsEconAustria-Analyse: Österreich hat, was Investitionen in seine Sportinfrastruktur betrifft, im europäischen Vergleich starken Aufholbedarf! Aktuell investiert Rotweißrot jährlich nur 0,3% seines Bruttoinlandsprodukts in die Sportstätteninfrastruktur ("Freizeitgestaltung und Sport", Anm.) und liegt damit lediglich auf Rang 22 von 30 untersuchten Ländern (EU und EFTA, Anm.). Klar in Führung das in Relation zu seiner Einwohnerzahl erfolgsverwöhnte Island mit rund 1,5% vor Ungarn, der Sportnation Schweden und Frankreich. Mit der von Sport Austria geforderten Sportinfrastrukturmilliarde für die nächste Legislaturperiode könnte sich Österreich – würde das Geld über fünf Jahre aufgeteilt investiert werden – auf Rang 16 verbessern. Würde man aufgeteilt auf drei Jahre investieren, hätte man den Schnitt der EU-27 erreicht! Sport Austria-Präsident Hans Niessl: „Eine Milliarde klingt viel, ist es aber im Europa-Vergleich nicht!"
Gesundheits- und Wirtschaftsmotor
Aktuell kann der Bedarf der Bevölkerung an Angeboten des organisierten Sports nicht befriedigt werden: Vereinsbefragungen haben ergeben, dass die Österreicherinnen und Österreicher 23% mehr Bewegungsstunden pro Jahr benötigen, als die 15.000 österreichischen Sportvereine anbieten können. Einerseits fehlt es an der nötigen (Hallen-)Infrastruktur, andererseits aber auch an ausreichend Öffnungszeit der Schulen, die 180 Tage im Jahr nicht zugänglich sind.
Univ.-Prof. Dr. Christian Helmenstein:„Klar ist, dass eine gute Sportstätteninfrastruktur eine positive Auswirkung auf die Sportausübung hat." Eine Erhöhung der Sportpartizipation um 10% bedeutet laut Prof. Helmenstein Einsparungen im Gesundheitssystem von 98,1 Mio. Euro jährlich. Oder andersrum: 196 Mio. Euro vermiedene Kosten durch weniger Inaktivität! Eine Milliarde für die Sportstätten löst aber auch noch weitere ökonomische Effekte aus: wie eine Bruttowertschöpfung von 586 Mio. Euro, 7.800 Jahresbeschäftigungsplätze und ein zusätzliches Bruttolohnvolumen von 302 Millionen Euro. Kurz gesagt: Ein Geschäft für die Republik!
Sport Austria-Präsident Hans Niessl:„Sport Austria hat vor allem in den letzten Jahren mit seinen Dach- und Fachverbänden viel erreicht (bspw. Erhöhung des Sportbudgets um 50%). Trotzdem bleibt noch eine Menge zu tun, um das Sportland Österreich in eine Sportnation zu verwandeln. Wir benötigen energieeffiziente, barrierefreie und natürlich öffentlich zugängliche Sportstätten sowie Schulen, die dem Sport endlich ganzjährig zur Verfügung stehen und nicht ein halbes Jahr geschlossen sind!" Könne man die Nachfrage nicht befriedigen, verliere man Menschen für den Sport. Niessl: „Und das ist schlecht für den Spitzensport, den Breitensport und den Gesundheitsminister, weil dadurch die Krankheitskosten steigen. Sportstätten sind die Grundlage für Erfolge im Spitzensport und für die Ausübung des Breitensports. Island macht es vor, Schweden macht es vor! Österreich aber hinkt hinterher. Wir brauchen die Vorbilder des Spitzensports für den Breitensport, wir brauchen Prävention statt Rehabilitation und für all das moderne Sportstätten. Kurzum: Die Sportstättenmilliarde ist fürs nächste Regierungsprogramm ein absolutes Muss!"
Michael Eschlböck, Sport Austria-Vizepräsident Spitzensport:„Im österreichischen Sport ist in den vergangenen Jahren sehr viel passiert, es wurden Weichen für die Zukunft gestellt. Wenn man den richtigen Weg eingeschlagen hat, muss man aber auch draufbleiben, damit die Wirkung nicht verpufft. Durch Corona hatten wir das Problem, Kinder und Jugendliche zum Sport zu bringen. Jetzt drängen sie wieder verstärkt zum Sport, müssen jedoch aufgrund mangelnder Infrastruktur teilweise abgewiesen werden. Wir haben Initiativen wie die Tägliche Bewegungseinheit, durch die Kinder an Bewegung gewöhnt werden, Lust auf Sport bekommen. Dass sie diesen aber dann nicht ausüben können, darf nicht sein! Infrastruktur ist zwar mitunter vorhanden, Schulen bspw. öffnen aber nicht lange genug oder in den Ferien gar nicht für Vereine. Wir brauchen auch eine Revitalisierung vorhandener Sportstätten. Der Nachwuchs ist die Basis für Spitzensport, sportmotorische und athletische Grundlagen müssen altersadäquat gelegt werden. Wenn das nicht passiert, gibt es auch keinen Weg zur Weltspitze. Eventuell muss man das eine oder andere Gesetz anpassen, damit der Bund nicht nur Bundesleistungszentren fördern kann, sondern den Ländern auch hilfreich bei der Schaffung oder Revitalisierung von Sportinfrastruktur zur Seite stehen kann. Das ist nicht nur wesentlich für Gesundheits-Prävention, sondern auch für Spitzen- und Leistungssport."
Fotocredit: Sport Austria/Leo Hagen