Verschiebung? So reagieren Burgenlands Olympia-Hoffnungen

Die historische Verschiebung der Olympischen Spiele auf 2021 aufgrund der weltweiten Corona-Epidemie betrifft auch die heimischen Medaillen-Hoffnungen. SPORTaktiv hat sich bei Tanja Frank und Andreas Müller umgehört, welche Vor- bzw. Nachteile für sie persönlich entstanden sind.

„Wir waren gerade auf Palma und haben von heute auf morgen unser Trainingslager abbrechen müssen. In der Früh war noch alles normal und plötzlich mussten wir zum Strand, haben alles abgebaut, umgebucht und sind nach Hause gefahren. Das war sehr komisch“, erzählt Tanja Frank von dem Moment, als sie Mitte März vom Lockdown in Österreich erfahren hat. Der Virus bringt in weiterer Folge für die Bronze-Medaille-Heldin von Rio 2016 aber noch weitere, große Änderungen mit sich.

Die Olympischen Spiele 2020 in Tokio werden um ein Jahr nach hinten verschoben. Gemeinsam mit Lorena Albrecht wollte sie im 49er FX wieder um olympisches Edelmetall mitsegeln. Wie für alle anderen Athleten und Athletinnen, die sich schon vor der Verschiebung fix qualifiziert hatten, stellte sich auch bei der Burgenländerin die Frage, ob das zusätzliche Jahr eher ein Vorteil oder doch einen Nachteil darstellt. „Das kann man noch nicht sagen. Das hängt auch davon ab, wie ab jetzt die Möglichkeiten für das Training sind. Es wäre schön gewesen, wenn es heuer gewesen wäre, weil wir einen genauen Plan hatten, wir hatten eine Idee, wir hatten eine To-Do-Liste. Das ist alles durcheinander“, hätte sich Frank auf die Spiele gefreut. Die Zielsetzung habe sich aber nicht verändert, versichert Frank. „Wir wollen schon um eine Medaille mitsegeln. Zumindest soll eine realistische Chance da sein, wenn alles passt. Da spielen immer viele Faktoren mit“, erklärt die 27-Jährige.

Die Sportwelt steht, auch wenn es jetzt immer mehr Lockerungen und erste Wettkämpfe gibt, seit März still. „Ab Anfang Mai durften wir mit Sondergenehmigung am Neusiedlersee trainieren - dafür müssen wir regelmäßig getestet werden", so Frank über die coronabedingten Sondermaßnahmen. An Wettkämpfe denkt Frank aktuell noch gar nicht, es sind auch keine in Sicht: „Wir hoffen natürlich, dass wir irgendwann nach Japan trainieren dürfen, aber es ist alles offen. Es kann sich auch alles so schnell ändern, da kann man nicht wirklich planen.“

Sorgen, dass durch eine mögliche „zweite Welle“ die Olympischen Spiele auch im kommenden Jahr nicht möglich sind und dadurch gänzlich abgesagt werden müssen, kann Frank nicht leugnen: „Es ist schon ein bisschen im Hinterkopf. Man versucht es ein wenig zu verdrängen, weil es die Motivation nicht wahnsinnig ankurbeln würde. Man hat einfach Sorge, dass man da so viel Energie reinsteckt und dann wird einem das große Hauptziel einfach weggenommen.“

Bei all den Unsicherheiten und Schwierigkeiten, die COVID-19 verursacht hat, kann die Vorzeige-Seglerin aber auch einen sehr positiven Aspekt aus den letzten Monaten mitnehmen. „Mein Studium habe ich in der Zeit abgeschlossen - es hat also auch gute Sachen“, grinst Frank.

Als Sportler oder doch als Trainer zu Olympia?

Ähnlich und doch ganz anders sieht die Situation bei Andreas Müller aus. Der Bahnradfahrer hatte ebenso wie Frank die Olympia-Qualifikation in der Tasche, doch die beiden Burgenländer trennen immerhin stolze 13 Jahre. „Der erste Gedanke war für mich natürlich nicht so gut. Es ist kein Geheimnis, dass ich jetzt 40 Jahre alt bin und damit einer der ältesten Olympia-Teilnehmer wäre. Ich war mir dann gar nicht sicher, ob ich noch ein weiteres Jahr in Angriff nehmen wollte, denn im August wäre für mich Schluss gewesen“, schildert Müller die ersten Gedanken nach der Verschiebung.

Dass die erfolgreiche Karriere nun doch nicht mit den Olympischen Spielen abgeschlossen werden könnte, hat ihn dennoch nicht aus der Ruhe gebracht: „Ich war trotzdem relaxed. Für mich war wichtig, dass wir die Qualifikation geschafft haben und die ist nationengebunden. Also wenn ich nicht könnte, könnten andere Sportler fahren.“ Damit wäre der Routinier so oder so in Tokio vor Ort: „Zusätzlich bin ich auch noch Teamchef, also wäre ich sicher dabei. Das Projekt war für mich trotzdem erfolgreich, weil wir es dorthin geschafft haben. So langsam kommt aber die Motivation wieder und ich denke und hoffe, dass ich die Motivation für ein weiteres Jahr haben werde.“

War vielleicht im Unterbewusstsein sogar Freude dabei, noch ein Jahr länger den Sport ausüben zu können? „Ich bin so lange Radprofi gewesen und habe diesen Sport auf Hochleistungsniveau betrieben, dass es wirklich okay für mich gewesen wäre, wenn Schluss gewesen wäre“, winkt Müller lachend ab. Er sieht lieber die positiven Aspekte der Verschiebung: „Rein objektiv war es keine positive Nachricht für mich. Wir haben aber den Trainingsplan umgestellt, die Pause war ein bisschen länger. Wenn Olympia im August gewesen wäre, wäre jetzt schon wieder voller Stress und volle Hektik.“

Dass in seinem Alter ein weiteres Jahr am Buckel nicht unbedingt leistungssteigernd wirkt, ist kein Geheimnis. Dennoch plant Müller auch 2021 mit einem Platz unter den Top acht: „Generell ändern sich auch in den anderen Ländern die Teilnehmer nicht mehr wirklich. Es ist zum Glück eine Disziplin, in der man auch im hohen Alter noch mithalten kann - aufgrund der taktischen und technischen Komponenten und der vielen Erfahrung.“ So sind auch die beiden aktuellen Weltmeister bereits über 30 Jahre alt.

Generell versucht Müller immer positiv zu bleiben, auch wenn er von der Zeit des Corona-Lockdowns spricht: „Von all den Sportarten waren wir mit die Glücklichsten. Die Saison hat genau mit der Weltmeisterschaft am 1. März geendet - und damit auch die Olympia-Quali. Wir hatten also da, wo weltweit die Einschränkungen begonnen haben, die Qualifikation geschafft. Für uns war das also mega entspannt.“ Das Aufbautraining ist schon wieder problemlos voll im Gange und auch die ersten Wettkämpfe, wenn auch nur national, bahnen sich bereits an. „Da hängt es einfach davon ab, wie erfolgreich die durchgeführt werden können. Ich bin optimistisch, dass wir national auf alle Fälle noch Wettkämpfe sehen und eventuell sogar noch im Herbst oder Winter internationale Wettbewerbe.“

Den Optimismus wird Müller also wohl auch nicht bis 2021 verlieren, wo dann tatsächlich die Olympischen Spiele stattfinden sollen.

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